Ein amüsantes Lehrstück in Sachen Demokratie konnten die Kinder am Bodenländchen und ihre Gäste aus den umliegenden Kitas in der Bodenländchenhalle erleben: Monika Wender, Bonko Karadjov und JoMi Kreutzer ließen Karsten Müllers Inszenierung frei nach dem Bilderbuch „Ich bin für mich“ von Martin Baltscheit lebendig werden.
Der macht ja nichts, der kauft sich höchstens wieder eine neue Krone: Der Löwe, seines Zeichens König der Tiere, räkelt sich selbstherrlich auf dem Thron, während draußen der See mit Plastik zugemüllt wird. Die Maus ist unzufrieden – wenn sie die Wahl hätte, würde sie diesen trägen König nicht zum Oberhaupt wählen. Aber sie ist klug und packt das mächtige Tier bei seinem Ehrgeiz. Schließlich kämpft er ja gerne, und so lässt er sich von der Maus dazu überreden, sich den anderen Tieren im Wahlkampf zu stellen. Doch woran sollen sich die Tiere messen? Wer das schönste Lied singt? Oder am besten tanzt? Natürlich – ein Wahlprogramm muss her! Und so stellt jede einzelne Tierart sich mit Plakaten und einem kurzen Slogan zur Wahl. Am Ende erhalten alle genau eine Stimme – nur der Löwe nicht, denn der hat sich enthalten. Alle anderen Tiere sind nun König – und das Chaos bricht aus, denn jeder denkt nur an sich und seine Interessen: Die Katze jagt die Maus, der Fuchs die Gänse,… So kann es also auch nicht gehen. Neuwahlen müssen her. Und die werden dann mit Vernunft durchgeführt, und der Karpfen mit seinen guten Ideen für eine Brücke und den Staudamm, der allen Tieren genügend Wasser garantiert, kann sich durchsetzen. Doch weil er die Macht, aber auch die Verantwortung gerne teilt, ernennt er kurzerhand die Maus und den Löwen zu seinen Ministern.
Rund 400 Kinder – auch die Vorschulkinder der Schweicher Kitas waren eingeladen – erlebten in zwei Vorstellungen, wie sich aus der Monarchie im Tierreich eine Demokratie entwickelt. Die Kinder brachten alle schon erste Erfahrungen mit Mitbestimmung, Abstimmungen und Wahlen mit. Dennoch kein leichter Stoff, bei dem die Kinder da mitfieberten. Ganz nebenbei wurde auch deutlich, dass Anarchie ausbricht, wenn jeder nur an seine eigenen Belange denkt und es keine Regeln gibt, die für alle gelten. Die anschließende Fragerunde brachte ans Licht, dass Kinder sich bei der Wahl gar nicht so sehr von Erwachsenen unterscheiden. Auf die Frage, welches Tier sie gewählt hätten und warum, kamen häufig eher oberflächliche Argumente für die Wahl zu Tage. So hätten viele Kinder den Hund oder die Katze gewählt, weil es sich um ihr Lieblingstier handelt. Oder die Maus, weil sie so schön war und so gut tanzen konnte. Den Löwen wegen seiner schönen Stimme und seiner Stärke. Den Karpfen wegen seines glitzernden Kostüms und weil er so lustig war. Aber es gab auch inhaltliche Begründungen: Die Maus war schließlich besonders klug, der Löwe stark und durchsetzungsfähig und der Karpfen hatte die besten Ideen, die auch den anderen Tieren nutzten. Viel Stoff also, der in den nächsten Unterrichtsstunden Denkanstöße liefern kann. Einen besonders großen Raum nahm aber die Person JoMi alias Josef Michael Kreutzer ein. Der international bekannte Pantomime ist nämlich seit dem ersten Lebensjahr gehörlos. Die Kinder waren fasziniert über seine Form der Sprache, die auch von den Kindern anderer Nationalitäten problemlos verstanden wurde.
Das Ensemble von „Theater Frosch e.V.“ konnte durch die Verbindung von Gesang, Tanz, Schauspiel und Pantomime ein schwieriges Thema kindgerecht näher bringen und zeigte sich auch im Anschluss ganz publikumsnah: Beim „Maustanz“ durften alle nach vorne auf die Bühne und konnten gemeinsam mit Monika Wender einen zünftigen Rap tanzen. Vielen Dank für diese erfrischende Art von kultureller Bildung an unserer Schule an die wunderbaren Künstler und an „Demokratie leben!“ in Schweich, ohne deren Unterstützung wir gar nicht erst in den Genuss gekommen wären!