Erstmals erwähnt wurde eine Schule oder vielmehr ein in Schweich wirkender Schulmeister im Jahre 1603. Von 1779 weiß man auch durch eine protokollierte, vom Generalvikariat Trier beauftragte Visitation, dass der ortsansässige Frühmesser als Lehrer 132 Kinder unterrichtete, und zwar in einem Schulhaus neben dem Pfarrhof in der Hofgartenstraße (jetzt ehemaliges Gasthaus Bender, zwischen altem Pfarrhaus und alter Schule), in dem er auch selbst eine Wohnung bezog. Unterrichtet wurde zu dieser Zeit in Schweich – gegen Schulgeld – nur im Winter, und zwar in den Fächern Katechismus, Lesen und Schreiben. Während der Restzeit des Jahres wurden die Kinder für die Arbeit auf dem Feld benötigt. Die meisten Mädchen nahmen auch nicht am Schreibunterricht teil, da dies von vielen Eltern als überflüssig erachtet wurde. Zur gleichen Zeit wurden in Issel 19 Kinder unterrichtet; da kein Schulhaus vorhanden war, wanderte die Gruppe zum Unterricht von Haus zu Haus. Es existierte auch eine an die Synagoge angegliederte israelitische Schule; da die Schule jedoch manchmal ohne Lehrer war, besuchten die jüdischen Kinder in dieser Zeit die katholische Volksschule.
In der Folge wuchs der Bedarf an Lehrern und Schulsälen in Schweich durch den starken Anstieg der Schüler. So wurden weitere Stellen eingerichtet und Standorte gewechselt:
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- 1830: Einrichtung einer zweiten Lehrerstelle (bei 250 Schülern) und Bau der „Alten Schule“ in der Hofgartenstraße mit zwei Schulsälen;
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- 1844: Anstieg der Schülerzahl auf 322 und Einrichtung der dritten Lehrerstelle sowie Umwandlung einer Lehrerwohnung in der „Alten Schule“ zu einem weiteren Schulsaal;
- 1861: Einrichtung der vierten Lehrerstelle und Anmietung eines weiteren, notwendig gewordenen Saales in einem Gebäude neben der damaligen Pfarrkirche (1877 wird für diese Klasse die letzte verbliebene Lehrerwohnung in der „Alten Schule“ umgebaut);
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- 1876: Einrichtung der fünften Lehrerstelle und Einrichtung eines weiteren Saales in einem Nebengebäude der „Alten Schule“;
- 1877: Einrichtung der sechsten Lehrerstelle bei nunmehr 413 Schülern; der zugehörige Schulsaal wird im Hospital (Klosterstraße, heutiges Altenheim St. Josef) untergebracht;
- 1889/90: Einrichtung der siebten und achten Lehrerstelle; Bezug eines Schulsaales im Niederprümer Hof (Hofgartenstraße)
- 1896: Bezug der ersten vier Schulsäle in der „Neuen Schule“ am Steinerbaum durch vier Knabenklassen – die Mädchenklassen werden in der „Alten Schule“ unterrichtet;
- 1902 und 1906: Einrichtung der neunten und zehnten Lehrerstelle (bei 623 Kindern); in dieser Zeit wird in der Richtstraße auch eine „Höhere Knabenschule“ zur Vorbereitung aufs Gymnasium errichtet, deren Betrieb sich jedoch als „nicht lebensfähig“ erwies;
- 1912: Bezug von zwei weiteren Sälen im Anbau der „Neuen Schule“
- 1948: Einrichtung der elften Klasse;
- 1950: Die Schule erhält 13 Stellen;
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- 1962: Beginn Neubau am Bodenländchen; Einweihung 1966 und Aufgabe der „Alten Schule“ als Unterrichtsstandort;
- 1974: Die gerade erst neu erbaute Grundschule in Issel wird aufgelöst – die Kinder gehen seitdem nach Schweich zur Schule.
- 1975: Die Volksschule Schweich wird aufgelöst; die 5. bis 9. Klassen beziehen als „Stefan-Andres-Hauptschule“ das Schulzentrum am Stefan-Andres-Brunnen, die 1.-4. Klassen bleiben als Grundschule am Standort Bodenländchen.
- 1977-83: Die Schule schrumpft von der Drei- auf die Zweizügigkeit.
- 1987: Die neue Turnhalle am Bodenländchen ermöglicht modernen Sportunterricht.
- 2003: Die Schule wird als Ganztagsschule in Angebotsform ausgebaut und wächst wieder stetig an.
- 2008: Die Schule nimmt als Schwerpunktschule auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf.
- 2011: Die Dreizügigkeit wird durch die Einrichtung einer 13. Klasse überschritten, mobile Klassenräume werden am Standort aufgestellt, die Verbandsgemeinde Schweich an der Römischen Weinstraße beschließt aufgrund der weiterhin steigenden Schülerzahlen den Neubau einer vierzügigen Grundschule hinter dem Ermesgraben in Nähe des Bahnhofs.
Quelle (bis 1950): Artur Gemmel: Chronik von Schweich. Trier 1960, S. 190-201
Eine wunderbare Ahnung davon, wie sich Schule in früheren Zeiten bei uns abgespielt haben muss, erhalten wir beim Studium des Romans „Der Knabe im Brunnen“ aus der Feder des wohl berühmtesten Schülers unserer Schule, Stefan Andres. Er lässt uns teilhaben an seinem ersten Schultag im April 1912, der ersten Prügelei auf dem Schulhof und den ersten Buchstaben-Schreibübungen, die ihm trotz aller damaliger Widrigkeiten den Grundstein legten für seine großartigen schriftstellerischen Leistungen in späterer Zeit. 1918 verließ er die Volksschule Schweich, um am Gymnasium in Vaals weiterzulernen.
Ein herzlicher Dank geht an Familie Andres für die Erlaubnis zur Veröffentlichung dieses Textes:
Auszug aus „Der Knabe im Brunnen“